02.02.04

Sophie Zelmani

ich hatte sie ja schon einmal erwaehnt, aber nun habe ich sie doch auch online noch im spiegel entdeckt, den link wollte ich natuerlich nicht vergessen und wenn ich mir jetzt sicher waere das ich das duerfte, wuerde ich jetzt einfach den ganzen artikel zitieren, weill, der ist echt schoen geschrieben.... ...? hmm, soll ich...? ach was, bevor diese zeilen irgendwann nicht mehr beim spiegel zu finden sind packe ich sie jetzt in mein archiv:


POPSÄNGERIN SOPHIE ZELMANI
Das Schweigen der Birken

Von Christoph Dallach

Sophie Zelmani lebt auf einer schwedischen Insel und schließt sich im Haus ein - um traurig-schöne Lieder zu schreiben.

Dietrich Halemeyer
Sängerin Zelmani: Verhuschte SchwedinEigentlich ist es ein Fehler, dieses Album in Deutschland zu veröffentlichen. Oder in Frankreich und Italien. Denn wenn es ganz schlimm kommt - und die Chance besteht durchaus -, wird das neue Album von Sophie Zelmani ein Erfolg. Und dann müsste die Künstlerin womöglich das abgelegene Nest in Schweden verlassen, in dem sie sich den Großteil des Jahres über verschanzt. "Ein Alptraum", sagt die kleine dunkelhaarige Musikerin. Sie meint das sehr ernst. Fotosessions, Interviews und andere typische Begleiterscheinungen des Musikerlebens stünden in der Hitparade ihrer Alpträume ziemlich weit oben, sagt sie.

Fünf Alben hat die verhuschte Schwedin mit ihren entrückten Folk-Country-Pop-Träumereien schon gefüllt. Ihr nun erscheinendes Werk mit dem simplen Titel "Love Affair" ist schon wieder ein großer Wurf. Da singt sie mit so behutsamer Stimme, wie sie auch spricht, sehr sensible, melancholische Lieder an der Schwelle zur Stille. Natürlich handeln ihre Texte von traurigen Liebesgeschichten, vom Verlassen und Verlassenwerden, sie werden begleitet von dezentem Klavier, sanfter Gitarre und stimmungsvollen Bläsern. Zelmanis Kompositionen sind so schön, dass sie an Van Morrison, Leonard Cohen, Neil Young und andere Größen erinnern.

In ihrer Heimat ist die 31-Jährige mit ihrer zarten Melancholie schon lange erfolgreich. In Japan verkaufte sie erstaunlich viele Alben, in Deutschland hat sie den Status eines Dauergeheimtipps. "Für mich ist es ein Wunder, dass ich mich so lange vor einem richtigen Job drücken konnte."

Aufgewachsen in einem Vorort von Stockholm, hatte das stille Mädchen keine Ahnung, was aus ihm mal werden sollte. Sophie spielte Fußball, trat für einen Sportverein als Läuferin bei Wettkämpfen an und schrieb Gedichte, sonst hatte sie "zu nichts Lust". Ihr Stiefvater brachte ihr die ersten Gitarrenakkorde bei. Dass sie in der Schule nicht "karriereorientiert" gewesen sei, hat Zelmani später bedauert. Also versuchte sie sich in allerlei Jobs, als Kellnerin oder Schuhverkäuferin. Allesamt Fehlschläge. Jeden Tag zur Arbeit zu gehen "fühlte sich so leer an".

Irgendwann begann ihre Mutter, sich ernsthaft Sorgen um die Zukunft ihrer Tochter zu machen, und führte ein paar ernste Gespräche mit ihr. Schließlich willigte Zelmani ein, sich in irgendeinen freudlosen Gelderwerb zu fügen. Nur einen Traum wollte sie sich vorher noch erfüllen: ein paar von den Liedern, die sie mittlerweile geschrieben hatte, zu veröffentlichen. Sie sang und begleitete sich auf der Gitarre, nahm das Ganze auf Kassette auf und verschickte vier Kopien an Plattenfirmen.

AP
Eremitin Zelmani: "Nur Kälte und Dunkelheit"Ihr damaliger Freund dachte, nun habe sie endgültig den Verstand verloren. Ihre Songs seien so langweilig, dass sie die niemandem zumuten dürfe, unkte er. Als dann tatsächlich jemand von Sony zurückrief und ihr einen Vertrag anbot, hielt sie das deshalb für einen Scherz.

Aber dann ging alles sehr schnell. Zum ersten Mal in ihrem Leben betrat sie ein Studio. Der Produzent Lars Halapi erklärte ihr, wie man eine Platte aufnimmt. Bis heute arrangiert und produziert er Zelmanis Songs.

Ihr 1995 erschienenes Debütalbum war ein kleiner Hit. Im britischen Magazin "Q" wurde Zelmani als "strahlende Debütantin" gefeiert und im US-Fachblatt "Billboard" zum "heiß begehrten Act" erklärt. Einen schwedischen Grammy in der Kategorie "Beste Newcomerin" gewann sie auch.

Gemessen an der Größe ihres Landes sind die Schweden Titanen des Pop. Begründet haben diesen Ruf Abba, die bis heute für riesige Umsätze sorgen, und später die Dauerwellen-Rocker von Europe. Dazu gesellten sich Ace of Base, Roxette, The Cardigans und zuletzt The Hives. Von enormem Vorteil für den Export ist das brillante Englisch der meisten Schweden, das sie dem unsynchronisierten TV-Programm verdanken.

Auch Zelmani hetzte, ihr erstes Album im Gepäck, ein Jahr lang um die Welt, von Termin zu Termin: "In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie so viel geredet. Es war bizarr", sagt sie.

Doch so konnte es nicht weitergehen. "Ich fühlte mich von Tag zu Tag kränker und habe am Ende nur noch hinter verbarrikadierter Tür zu Hause gehockt. Ich habe nie gelernt, die Großstadt zu genießen", sagt sie. Heute lebt sie mit Mann und kleiner Tochter auf einer Insel, anderthalb Stunden von Stockholm entfernt. Eine Idylle im Astrid-Lindgren-Stil, mit bunt angestrichenen Holzhäusern, Birkenwald und Elchen. "Es ist die Art Dorf, wo keiner seine Haustür verriegelt", sagt Zelmani, "außer mir natürlich."

Aber rundum glücklich ist sie da auch nicht. Das Klischee von der Melancholie der Skandinavier trifft auf sie jedenfalls zu. "Der November ist am schlimmsten. Nur Kälte und Dunkelheit", sagt sie. Aber ihr Verhältnis zur Düsternis ist ambivalent: "Ein Teil von mir liebt diese finstere Zeit sehr."

Träume vom sonnigen Süden hat Zelmani nie. "Was soll ich da? Ich glaube, dass man bestimmt ist, da zu leben, wo man geboren ist."

Aber dieses Schicksal müssen ihre Lieder zum Glück nicht teilen. In Taiwan ist gerade eine Sängerin mit dem Zelmani-Stück "Going Home" erfolgreich. "Wenn meine Lieder reisen, darf ich zu Hause bleiben." Und neue traurige Songs schreiben, natürlich.

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Sophie Zelmani: "Love Affair" (Columbia/Sony). Erscheint am 2. Februar.

gefunden im spiegel

Posted by casila at 02.02.04 15:33
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